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Ich nutze meinen Aufenthalt im Puschlav für etwas lokales Sightseeing: Dafür lasse ich mich von einem Postauto-Minibus auf einem schmalen Strässchen ins sehenswerte Val da Camp kutschieren, wo zwei wunderschöne Bergseen um die Wette glitzern. Abends geht’s dann dank einem Kniff weiter ins italienische Tirano.
39: Poschiavo – Val da Camp – Tirano
Fahrt-Logbuch:
Linie | Von | Nach | Bus | BJ | Halter | Zeit | KM |
701 | Poschiavo, Stazione | Sfazù | Volvo 8700 10,8m | 2003 | Balzarolo, Poschiavo | 0:15 | 9,0 |
703 | Sfazù | Alp Camp | Mercedes-Benz Sprinter 416CDI | 2005 | Balzarolo, Poschiavo | 0:20 | 5,0 |
703 | Alp Camp | Sfazù | Mercedes-Benz Sprinter 416CDI | 2005 | Balzarolo, Poschiavo | 0:20 | 5,0 |
701 | Sfazù | Poschiavo, Stazione | Volvo 8700 10,8m | 2003 | Balzarolo, Poschiavo | 0:15 | 9,0 |
702 | Poschiavo, Stazione | Tirano, Stazione | Neoplan N312Ü | 2003 | Balzarolo, Poschiavo | 0:30 | 17,3 |
English Summary:
The Poschiavo Valley is pretty far away from anywhere in Switzerland, so after having spent the night there I decide to indulge in some sightseeing – who knows how long it would take me to return here in the future. I therefore hop on a northbound PostBus destined for the Bernina Pass where I came from the day before, but jump off again after a few stops in the tiny hamlet of Sfazù. Here, another yellow bus is already waiting: A small and agile 4×4 Mercedes-Benz Sprinter. Sounds promising? It sure is!
We soon depart and embark on an exciting ride up a small gravel road, which first winds its way through a dense forest and then progresses over pristine alpine meadows. The road is closed to all traffic except the PostBus, so it’s a pretty exclusive adventure, too! After twenty minutes we reach the route’s terminus, the rustic mountain hut and restaurant Alpe Campo. This is already beautiful in its own right, but still it is only the starting point for some even more scenic hikes.
Naturally, I join the hikers who are swarming out from the mountain hut and soon find myself surrounded by picture perfect nature: Majestic larch and pine forests alternate with extensive alpine meadows, frequently interspersed with some gurgling mountain streams. What a joy to experience this beauty first-hand! But it gets even better as I reach the main attraction: The two lakes Lago di Viola and Lago di Saoseo mesmerize me with their cobalt blue waters, their perfect proportions, and their mirroring of the breath-taking alpine scenery. What a sight to behold, and definitely well worth the trip!
It’s hard to bid this natural jewel farewell, but finally I do and retrace my steps back to Poschiavo. Continuing onwards to Tirano in Italy, which is my next destination, is a bit tricky, as this route is normally served by trains and not by my beloved post busses. However, after 8PM the train operation ceases for the night, and replacement bus shuttles are installed. This is my chance! I’m just hoping that they’re indeed carried out by a PostBus and not by any other company, otherwise a 15km hike through the Italian night would be the consequence.
However, my plan works out indeed, a beautiful old Neoplan PostBus picks me up at Poschiavo’s station and races along the empty main road all the way to Tirano. Welcome to Italy!
—
Tagwache in Poschiavo. Wenn ich schonmal im entlegenen Puschlav bin, kann ich auch gleich noch eine kleine Extrarunde anhängen, oder? Eben. So hüpfe ich flugs wieder auf ein bergwärts fahrendes Postauto in Richtung Berninapass. Obwohl ich den genau gleichen Bus wie am Vortag erwische, fehlt etwas Essentielles: Der sympathische Federico hat heute leider keinen Dienst, stattdessen wartet nun ein junger Fahrer neben dem Bus, mit kantigen Gesichtszügen wie aus Stein gemeisselt. Eine Mischung aus Daniel Craig und Frankenstein. Der fährt auch in etwa so, wie er aussieht: In Windeseile peitscht er seinen Bus auf der morgendlich-verlassenen Strasse wieder die Bernina-Ausläufer hoch – beim Passieren des Hauses mit den blauen Fenstern denke ich wehmütig an den gemütlichen Federico zurück.
Immerhin dauert die wilde Fahrt nicht lange. Bei der Kleinst-Siedlung Sfazù springe ich Frankensteins Express von der Schippe. Hier wartet bereits ein 4×4-Minibus auf mich, der mit seiner riesigen Bodenfreiheit aussieht wie eine kraxelwütige Berggeiss. Doch genau das muss er auch sein. Die Route geht nämlich ins abgelegene Val Camp, und dorthin führt nur eine schmale und steile Schotterpiste. Ich denke schon, dass ich alleine im Bus bin (wer bitte geht Montag früh um 9 Uhr schon wandern?), und der vorgängige Reservations-Anruf beim Postauto-Unternehmer Balzarolo (der nicht wie bei anderen Strecken getätigt wird, damit der Bus überhaupt fährt, sondern um sich einen Sitzplatz zu sichern) für die Katz war. Doch je länger wir warten, desto mehr Leute mit Wanderschuhen und Rucksäcken strömen aus allen Himmelsrichtungen auf diese Haltestelle im Nirgendwo zu und versammeln sich rund um den gelb-weissen Mercedes. Schliesslich schnappt sich der Fahrer ein Klemmbrett mit einer Passagierliste, ruft jeden namentlich auf, und lässt ihn einsteigen. Am Ende ist der kleine Bus wahrhaftig bis auf den letzten Platz gefüllt!
Sogleich geht die wilde Fahrt los. Die einspurige Naturstrasse zweigt gleich bei Sfazù von der Hauptstrasse ab, und sticht mit einigen Spitzkehren steil in die Höhe. Immer wieder passieren wir weitere Wanderer – die eingefleischte Sorte, die jeden Meter per pedes zurücklegen will, und fürs Postauto nur bemitleidende Blicke übrig hat. Immerhin droht uns sonst kein Gegenverkehr, auf der Strasse herrscht nämlich Fahrverbot – ausser eben fürs Postauto. So etwas Exklusives!
Exklusiv ist denn auch das Fahrterlebnis selbst. Das schmale Strässchen windet sich den unverbauten, naturbelassenen Hängen entlang nach oben, umkurvt ein paar urchige Steinhäuschen, und taucht immer wieder in dichten Wald ein. Schliesslich passieren wir eine SAC-Hütte (wohl die einzige, die man bequem per Postauto erreichen kann?), und gelangen dann zur Endhaltestelle: Die Alp Camp. Was macht man hier? Also ausser die offenbar köstlichen selbstgemachten Pizzocheri essen? Man wandert. Eine Handvoll Kilometer weiter wartet nämlich eine Gruppe von Bergseen, die zu den allerschönsten der Schweiz zählen sollen.
Die Bergseen muss ich mir natürlich auch ansehen! Und so folge ich den anderen Touristen, die freudig ihre Nordic-Walking-Stöcke um sich schlagend sofort nach der Ankunft auf den Wanderweg strömen. Üblicherweise wandere ich ja lieber allein, mein Herdentrieb ist kaum ausgeprägt. Hier allerdings lässt mich etwas meine Abneigung gegen allzu personenreiche Horden überkommen, das wohl doch wieder aus Intuition und Herdentrieb herzuleiten ist: Angst vor wilden Bestien! Im Puschlav wurde kürzlich wieder ein Bär gesichtet. Im benachbarten Italien vermehren sich die tollwütigen Teddys offenbar wie die Pest, und da kommt es nicht selten vor, dass sich einer über die Grenze schleicht. Ein abgelegenes Bergtal scheint da die logische Wahl für einen Sans-Papier auf vier Pfoten, und so bin ich doch immer etwas auf Nadeln. Denn seitdem ich mal in den USA beim Mountainbiken plötzlich einem Bären in zehn Metern Entfernung gegenüberstand, habe ich irgendwie eine leichte Paranoia entwickelt, was die cholerischen Viecher betrifft: Ein Wiedersehen steht gaaaaanz weit unten auf meiner Prioritätenliste.
Unsere ad-hoc zusammengewürfelte Wandergruppe (die von ihrem Bestehen gar nichts weiss) kommt gut voran. Ich gehe zwar schneller als der Durchschnitt (schliesslich pumpt auch eine Menge Adrenalin durch meine Adern), dafür lege ich alle hundert Meter einen Fotohalt ein – soooo schön ist die fast unberührte Natur hier oben! Nach einer 20-minütigen Wanderung durch liebliche Nadelwälder und die Geröllhalden zahlreicher Felsstürze kommt der erste schöne Bergsee in Sicht: der Lagh dal Val Viola. Und wahrlich: im stillen und klaren Wasser spiegeln sich die umliegenden Bergspitzen, die Nadelwälder, und die vereinzelten Quellwolken. Ein wirklich erhabener Anblick!
Nicht ganz so erhaben, sondern eher erschreckend, ist aber der Anblick meiner Wander-Gefährten. Oh nein! Die wollen gar nicht wie ich zu den zwei Seen schlendern, sondern zweigen zu einer achtstündigen Pass-Wanderung nach Italien ab. Und lassen mich hier allein mit den reisswütigen Bestien mit herbstlicher Torschlusspanik zurück. Oh weh! Schon schnellt der Puls weiter in die Höhe. Schnell versuche ich mich ans ABC der Bärenattacken-Verhinderung zu erinnern, über das mich einst ein Buch aufklärte, welches ich an einer Tankstelle in Alaska erstanden hatte (dort liegen solche Abenteuer-Stories so selbstverständlich bei der Kasse auf, wie bei uns Kinderbücher oder Klatschheftli). “True Stories of Bear Attacks” hiess das, mit dem hilfreichen Untertitel: “Who survived and why”. Ein wunderbares Buch übrigens, besonders für jemanden mit latenter Bärenparanoia. Aaaaalso: Keine Esswaren mitführen: Peeerfekt, ich habe in Poschiavo natürlich zwei Pack Teigwaren und ein paar Salametti als Souvenirs gekauft. Auf dem Wanderweg bleiben, nicht durch Büsche und Dickichte wandern, Gegenden mit Beerensträuchern meiden. Super – der Weg zum See ist nicht wirklich ein Weg, sondern ein besserer Trampelpfad durch….genau, erraten, ein Dickicht aus Büschen und Beerensträuchern.
Letzte Präventivmassnahme: Pfefferspray mitführen und ein Glöckchen an den Rucksack hängen, damit der Bär einem kommen hört und nicht überrascht wird – denn das mag Meister Petz nämlich gar nicht, und quittiert es ergo oft mit besonders gereizter Angriffslust. Vorbereitete Bären seien offenbar gutmütiger als überraschte, heisst es. Leider habe ich keinen Pfefferspray – der Salami hat zwar Pfeffer drin, trotzdem glaube ich irgendwie, dass der die Wirkung verfehlen würde. Glöckchen habe ich auch keines dabei, aber die Taktik mit dem Vorwarnen gefällt mir trotzdem. Und so pfeife und singe ich die nächsten 90 Minuten über lauthals das erstbeste, was mir einfällt. Udo Jürgens hat die Ehre: “Über sieben Brücken musst du geeeehn”.
Offenbar funktioniert es. Ich begegne auf der gesamten weiteren Tour keinem Bären. Ob das nun dem Umstand zu verdanken ist, dass sich einfach kein Exemplar im Tal aufgehalten hat, oder dem Fakt, dass die umherstreifende Bestie von meinem fortwährend immer etwas verzweifelter und nervöser werdenden Pfeifkonzert Ohrensausen gekriegt hat, bleibt dahingestellt.
Ob der ganzen Bärenpanik geht der zweite besuchte See, der Lagh Saoseo, fast etwas unter. Dabei ist er noch viel schöner als das Exemplar zuvor. Umgeben von dichtem Wald (welchen ich unablässig nach sich bewegenden Fellknäueln absuche), der sich im tiefblauen Wasser spiegelt, und versehen mit einem Inselchen, das neckisch in der Mitte des Bildes posiert. Echt ein Genuss! Aber mit dem Genuss ist das so eine Sache, wenn man hin- und hergerissen ist zwischen fotografisch getriebenem Weitergehen und angstgetriebenem sofortigem Rückzug. Und dabei zum zweihundertsten Mal die vermaledeiten sieben Brücken bepfeift, so schräg und gestresst, dass diese wohl akut einsturzgefährdet sind.
So bin ich froh, als ich den Wald endlich hinter mir lasse und das Rifugio di Saoseo (die zuvor beschriebene SAC-Hütte) an der Strasse erreiche. Endlich ein Hauch von Zivilisation! Der Puls normalisiert sich aber erst wieder vollständig, als eine Staubwolke die Rückkehr meines Postautos ankündigt, welches mir auf der idyllischen Naturstrasse, die direkt neben einem hübschen kleinen Bächlein verläuft, entgegengeholpert kommt. Die Seen sind wunderschön, ja. Aber nun habe ich sie gesehen, und die Bären dürfen von mir aus jetzt jeden Abend eine Fleischparty feiern, bis sie platzen. Ätsch, ich bin weg! Ab geht die Post, holterdipolter über die Schotterstrasse zurück ins Tal.
Im Tal angekommen, wartet aber auch eine grimmig dreinblickende Kreatur auf mich. Neeeein, nicht Meister Petz, sondern wieder der Daniel Craig-Frankenstein-Verschnitt mit seinem alternden Volvo, welcher den Kleinbus-Kurs aus dem Bärenland hier auf der Hauptstrasse abwartet. Trotz aller Vorbehalte bringt er mich heil zurück nach Poschiavo, und ich finde während der rasanten Talfahrt gar noch Zeit, um den einen oder anderen Blick in die Landschaft zu werfen, die am Vorabend schon im Schatten versunken war.
Zurück in Poschiavo ist die Frage: Wie weiter? Das Puschlav liegt schliesslich so ziemlich am Ende der Schweiz (und der Welt), die Postautos fahren eigentlich nur in eine Richtung: Zurück nach Pontresina. Doch da gibt es auch noch die knapp 20 Kilometer entfernte Ortschaft Tirano ennet der Grenze in Italien. Tirano selbst wird lustigerweise auch von einem Postauto-Kurs bedient, der von dort ins Val Müstair fährt. Bleibt also nur noch die Frage, wie ich nach Tirano gelange. Auf eine Wanderung habe ich keine Lust, denn zu den am Wegesrand lauernden Bären gesellen sich in meinen Schauervorstellungen in Bella Italia auch noch tollwütige Hunde sowie jegliches tropisches Getier von der Vogelspinne bis zum Skorpion hinzu.
Doch einen Lichtblick gibt es, in Form eines kleinen Kunstgriffs, und der geht so: Ab 20 Uhr stellt die Rhätische Bahn nämlich hier den Betrieb ein. Um die Dörfer des unteren Puschlavs doch noch bedienen zu können, werden stündliche Ersatzbusse zwischen Poschiavo und Tirano eingesetzt. Und wer ist der grösste (und quasi einzige) Busbetreiber im Tal? Postauto-Halter Balzarolo natürlich. So müsste ich also doch noch mit dem Postauto nach Tirano kommen, reime ich mir zusammen. Mal sehen, ob’s klappt!
In Poschiavo vertreibe ich mir erst die Zeit bis 20 Uhr, warte dann geflissentlich, bis der letzte Zug das Tal in Richtung Pontresina verlassen hat, und harre schliesslich am Bahnhof aus. Stets die Daumen gedrückt, denn so ganz überzeugt, ob mein Plan funktioniert, bin ich nicht. Der Bernina Express betreibt nämlich auch einen eigenen Bus-Service, der tagsüber von Tirano nach Lugano fährt. Im Kursbuch steht nicht, wer den Ersatzbus betreibt, auf den ich meinen Poker stütze. Was also, wenn nun plötzlich ein Bernina-Bus den Spätdienst übernimmt? Dann stehe ich vor einer ziemlich langen Nachtwanderung durchs Grenzgebiet – und laufe Meister Petz wohl doch noch in die Pfoten…
So bin ich sogar erleichtert, als mir Daniel Frankenstein-Craig zum dritten Mal heute entgegengebraust kommt. Trotz seines langen Arbeitstages sieht er noch immer erstaunlich proper aus – aber wahrscheinlich können seine Gesichtszüge einfach nicht entgleisen. Mit dem winzigen Anflug eines gutmütigen Lächelns – mehr lässt seine Steinvisage wohl einfach nicht zu – begrüsst er mich neugewonnenen Stammgast zurück im Bus. Einem Neoplan N312Ü übrigens, offenbar wurde ihm das stetige Volvo-Fahren zu eintönig.
Doch egal. Pünktlich startet er den Motor des 2003er-Ungetüms, und es geht durch die hereinbrechende Dämmerung talwärts in Richtung Tirano. Die feierabendliche Rush Hour (so es die im Puschlav denn überhaupt gibt) ist natürlich längst versiegt, wir haben die Strasse für uns alleine. Ein Umstand, der dem Actionheld am Steuer klarerweise in die Hände spielt: mit grossem Karacho schleudert er den armen Neoplan um die langgezogenen Kurven, wohl bestrebt, seine eigene Bestzeit nochmals um ein paar Hunderdstel zu verbessern.
Die letzten paar Dörfer (Li Curt, Le Prese, Campocologno) verkommen zu nichts mehr als verschwommenen Lichtspuren, während wir im Dunkelblau der hereinbrechenden Nacht durch ihre Zentren düsen.
Doch zum Glück habe ich am Nachmittag vorgesorgt, und zu Fuss noch 1-2 Bildchen bei schönstem Sonnenschein gesammelt!
Flugs passieren wir denn auch die Grenze zu Italien und treffen eine halbe Stunde nach der Abfahrt in Poschiavo schliesslich in Tirano ein – der Hauptstadt des Veltlins. Durch die dunklen Katakomben des verwaisten Bahnhofes schlage ich mich zur Hauptstrasse durch, wo bereits mein Quartier für die Nacht wartet – preiswert, und garantiert bärensicher. Eine letzte kleine Wanderung muss dann aber doch noch sein: Zu Tiranos Wahrzeichen, der Basilika, wo eine Stunde nach mir der letzte Ersatzbus des Abends vorbeirauscht!
8 Responses
Urs Keller
Ich finde Ihren Kommentar zum Postautochauffeur despektierlich und unangebracht. Es ist schade, dass Sie sich zu einer solchen Charakterisierung hinrieissen lassen.
Zitate aus Ihrem Text:
“stattdessen wartet nun ein junger Fahrer neben dem Bus, mit kantigen Gesichtszügen wie aus Stein gemeisselt. Eine Mischung aus Daniel Craig und Frankenstein. Der fährt auch in etwa so, wie er aussieht”
oder: ” Bei der Kleinst-Siedlung Sfazù springe ich Frankensteins Express von der Schippe.”
oder: “als mir Daniel Frankenstein-Craig zum dritten Mal heute entgegengebraust kommt. Trotz seines langen Arbeitstages sieht er noch immer erstaunlich proper aus – aber wahrscheinlich können seine Gesichtszüge einfach nicht entgleisen. Mit dem winzigen Anflug eines gutmütigen Lächelns – mehr lässt seine Steinvisage wohl einfach nicht zu – begrüsst er mich neugewonnenen Stammgast zurück im Bus. Einem Neoplan N312Ü übrigens, offenbar wurde ihm das stetige Volvo-Fahren zu eintönig.”
Im Uebrigen finde ich Ihre Arbeit äusserst interessant, spannend und illustrativ. Herzliche Gratulation.
Tis
Vielen Dank für Ihr wertvolles Feedback. Sie haben natürlich recht, diese Beschreibung ist weniger lieblich als sonst in meinen Texten. Zu einem solch textbasierten Format gehört es meiner Meinung nach aber auch, dass man Protagonisten bisweilen etwas überspitzt darstellt, damit sich der Leser ein mentales Bild machen kann. Das machen Karrikaturisten, die sich an markanten Gesichtszügen orientieren, ja nicht anders.
Immer nur über die Busse und Landschaften zu sprechen, wäre eintönig – schliesslich sind es die Chauffeure, die der Sache Leben einhauchen. Da ich die Chauffeure allerdings nicht fotografisch portraitieren wollte, bleibt nur der Text, um dem Leser einen Eindruck zu vermitteln. Und das geht halt am einfachsten mit einer Beschreibung, die ein, zwei markante äussere Eigenschaften herausstreicht. Zudem würde ich mir nicht anmassen, anhand dieser blossen Äusserlichkeiten auf den Charakter zu schliessen, eine Charakterisierung soll es also nicht sein – es bleibt eine blosse, etwas überspitzte Personenbeschreibung. Gut möglich übrigens, dass der Betreffende mit seinem Aussehen sehr zufrieden ist – auch Daniel Craig rangierte ja öfter unter den “sexiest men alive” :-). Es freut mich aber, dass sie ansonsten an meinem Blog Gefallen gefunden haben.
Josi
Ich finde den Kommentar gar nicht soo schlecht.
Wir sind viel in Bussen unterwegs und haben oftmals die gleichen Chauffeure. Die einen mag man, die andern weniger, und unsere Kommentare werden oft während der Fahrt von andern Mitreisenden gehört und mit einem Lächeln kommentiert.
Ich bin von den ganzen Fotos und der Idee sowas mit nur Postautos zu machen begeistert. Ich habe viele Ideen für meine kommenden Ferien gesammelt. SUPER.
Danke. Momentan meine Lieblingslektüre, per Zufall entdeckt.
Tis
Vielen Dank für diesen Blickwinkel. Ich denke, diesem Statement kann ich mich gut anschliessen. Die meisten Blog-Texte und Beschreibungen sind zudem direkt während oder kurz nach der Fahrt entstanden, wo diese Eindrücke auch noch frisch sind.
Es freut mich sehr, dass Ihnen meine Reise gefallen hat und ich auch zu neuen Ausflügen inspirieren konnte – genau das war mein Ziel mit diesem Blog! Und ganz zu Ende ist er ja auch noch nicht :-).
Didi
Es stimmt schon, dass der betroffene Busfahrer nicht unbedingt im besten Licht davonkommt, aber die gesamte Erzählweise dieses Blogbeitrages glänzt gefühlt durch kleine sarkastische Seitenhiebe – nicht nur gen Buschauffeur, sondern auch gegen (Wander)touristenhorden, Bären und nicht zuletzt gegen den Autor selber. Wie auch in vorherigen Berichten (ich habe tatsächlich seit ein paar Tagen die gesamte Tour bis hierher wie einen guten unterhaltsamen Roman verschlungen 🙂 ) bekommt jeder mal mehr, mal weniger ironisch sein Fett weg, aber man hat nie das Gefühl, dass das respektlos oder herablassend gemeint ist.
Tis
Besten Dank für den Input! Ich bin froh, dass meine Erzählweise genau so bei dir angekommen ist, wie ich mir das erhofft hatte. Eine zünftige Prise Sarkasmus hier und dort ist definitiv gewollt; und wie von dir geschrieben, nehme ich mich da auch bewusst selber nicht aus, sonst macht’s ja nur halb so viel Spass 🙂
Tobias
Ciao, sehr gelungene Beiträge.
Habe ich das richtig verstanden, du bist nachmittags von Poschiavo nach Brusio gewandert – und wieder zurück nach Poschiavo um den Bus nach Tirano zu nehmen? 😉
Tis
Merci! Hehe, ich habe glaub’ ich von Poschiavo bis Miralago kurz den Zug genommen, sonst wäre ich zeitlich nirgends hingekommen 🙂 . Aber ja, dann wieder zurück und abends alles nochmals mit dem Postauto 🙂