Wie es dazu kam
Eigentllich befinde ich mich ja in der Ausbildung zum Linienpiloten. Doch bevor ich mit annähernd Schallgeschwindigkeit in 10’000 Metern Höhe über unser Land gleiten würde, fand ich es angebracht, meine Heimat erst noch aus der genau gegenteiligen Perspektive erkunden: So nahe am Puls wie möglich. Als Zürcher Stadtkind übten die Postautos zudem schon seit jeher eine grosse Faszination auf mich aus: Sie standen für Landluft, für Entdeckungsreisen im eigenen Land, für Abenteuer ausserhalb der Stadtgrenzen. Mit dem Erklingen des Dreiklanghorns untrennbar verbunden sind frühere Ausflüge in die vielfältige Schönheit der Schweizer Natur – mit dem Postauto als Reiseführer, welches mich Städter in diese völlig neue Welt geleitete. So ist das Postauto das perfekte Mittel, um das Land besser und tiefer kennenzulernen – es bringt einem an Orte, die man ansonsten nie besucht hätte, lässt einem eintauchen in die regionalen Welten und einem so auf unvergleichliche Art den Puls im Land fühlen.
Doch das Postauto ist mehr als das. Mit seinem dichten Netz leistet es auch einen Beitrag dazu, unsere so unterschiedlichen Gemeinden, Regionen und Landesteile irgendwie zusammenzuhalten. Eine Art grösster gemeinsamer Nenner. Und damit ist es prädestiniert, als roter Faden für meine Rundreise durch die Heimat zu dienen. Gleichzeitig ist es auch eine Herausforderung, die Schweiz ausschliesslich per Postauto zu umrunden – hier und dort gibt es Lücken im grossflächigen Netz. Lücken, die einem als normaler ÖV-Kunde kaum auffallen werden, weil sie bestimmt von den SBB oder einem lokalen Busunternehmen gefüllt werden. Aber diese Lücken werden für mich die eine oder andere Challenge bereithalten, und so meine Reise angenehm würzen.
Was sind die Regeln hinter der Reise?
Die selbst-auferlegten Regeln sind einfach: Zur Umrundung wird nur im Postauto gefahren – es kommen keine anderen Busse oder gar Züge in Frage. Grundsätzlich versuche ich, die Schweiz möglichst weitläufig, also möglichst nahe der Grenzen zu umrunden. Ab und zu baue ich auch gerne Zusatztrips ein, um weitere Sehenswürdigkeiten der Region zu besuchen – auch diese gilt es aber mit dem Postauto oder zu Fuss zu erschliessen.
Wieso die Lücken im Postauto-Netz unbedingt zu Fuss überbrücken?
Naja, zum einen wäre alles andere ein Bschiss – schliesslich soll das einzige zur Schweiz-Umrundung genutzte Transportmittel das Postauto bleiben. Sonst wäre die Sache ja noch einfacher, als sie eh schon ist – in die Bahn sitzen, das kann schliesslich jeder. Limitiert man sich aber auf das Reisen per Postauto, zwingen einem diese Lücken plötzlich, die eigenen Muskeln anzustrengen und selber fürs Vorwärtskommen zu sorgen. Das hat aber auch einen wunderschönen Nebeneffekt: Man lernt so Landstriche, die ansonsten mit 100 km/h an einem vorbeisausen, plötzlich aus nächster Nähe kennen und schätzen. Entdeckt Gebiete auf sehenswerten Wanderungen völlig neu, und freut sich umso mehr, wenn die nächste Destination und das nächste Postauto endlich in Sicht kommen.
Absolvierst du die Reise in einem Rutsch?
Nein, aus zeitlichen Gründen ist dies leider nicht möglich, auch verkehren nicht alle Postautos an jedem Tag. Daher habe ich die Reise als Sommerprojekt geplant, und führe sie etappenweise fort. Dies erlaubt es mir auch, auf Perioden guten Wetters zu warten, um die Schönheiten unseres Landes möglichst ansprechend in Szene setzen zu können.
Wie aktuell ist das Ganze?
Leider nicht mehr ganz aktuell. Die Reise fand bereits im Sommer 2015 statt. Das Aufbereiten der Texte und Fotos nahm dann, da ich das ganze Projekt in meiner Freizeit bestritt, ordentlich Zeit in Anspruch. Daher ist es möglich, dass einige der portraitierten Linien mittlerweile nicht mehr, oder in abgeänderter Form existieren. Bevor ihr also selbst eine Fahrt startet, unbedingt den aktuellen Fahrplan konsultieren 🙂
Wurdest/wirst du von Postauto gesponsert?
Die Reise entstand komplett aus eigenem Antrieb und wurde auch gänzlich selbst finanziert. Erst, als die Reise bereits durchgeführt und die Texte geschrieben waren, ergab sich eine lose Kooperation mit Postauto. Die Texte, Bilder, Eindrücke und geäusserten Meinungen sind aber meine Eigenen, und sind komplett von Postauto unabhängig.
Wann werden neue Beiträge veröffentlicht?
Ab dem 1. August 2019 werden wöchentlich zwei neue Etappen veröffentlicht, insgesamt werden es knapp 60 Blog-Beiträge sein 🙂
Was kannst du mir über dich erzählen?
Etwas über 30 Jahre alt, Zürcher Stadtkind, der Liebe zu den Flugzeugen wegen in die Flughafen-Region Zürich gezogen (Postauto-Linien 510 und 525, falls mich jemand besuchen möchte). Vom Flughafen aus darf ich hauptberuflich für eine Schweizer Airline Passagier-Flugzeuge in alle Ecken Europas pilotieren. Privat gehe ich sehr gerne auf Reisen, und habe unter anderem auch schon Norwegen und die USA per Bus durchquert. Ansonsten fotografiere ich gerne, arbeite nebenamtlich für ein Aviatik-Magazin und schreibe auch sonst mit grosser Leidenschaft Reiseberichte – also all das, was ich für die Postauto-Tour nun auch mache 🙂
Bist du ein Bus-Fachmann?
Oh nein, ganz und gar nicht! Über Flugzeuge könnte ich ziemlich viel erzählen, mein bustechnisches Know-how ist dagegen arg beschränkt. An alle Bus-Experten da draussen: Nehmt mir also bitte meine Anfängerfehler nicht allzu übel – ich habe nur gute Absichten und weiss es nicht besser 😉
Was muss man übers Postauto wissen?
Vorgänger des Postautos waren die ab 1849 eingesetzten Postkutschen, deren Grundgedanke es war, den Transport von Menschen und Postsendungen zu kombinieren, um die Synergien zu nutzen. Seit der ersten Fahrt eines Postautos (im Jahr 1906 von Bern nach Detligen) liefen die motorisierten Vehikel den Kutschen bald den Rang ab, und auch auf die gleichzeitige Beförderung von Passagieren und Post wurde je länger je mehr verzichtet (sie besteht aber auf einigen Strecken noch immer fort).
Eine Besonderheit des Postauto-Konzerns ist es, dass das Unternehmen nur etwa die Hälfte der Fahrten in Eigenregie durchführt, während es seit Beginn viele seiner Transportaufträge an regionale Fuhrhalter und Busunternehmer vergab. Viele von ihnen konnten dank dieser Anbindung ans schweizweite Netz wachsen und sich nebenher zu beeindruckenden Firmen entwickeln – es gibt aber gleichzeitig noch immer einige Kleinst-Betriebe, welche mit einem einzigen Fahrzeug (und oftmals einer grossen Portion Hingabe) eine einzige Linie befahren. Dieser Blog soll denn auch zum Ziel haben, die teils interessanten Geschichten und Biografien hinter diesen Subunternehmern mit einem grösseren Publikum zu teilen.
Heute umfasst das Postautonetz ein beeindruckendes Leistungsportfolio: 882 Linien werden betrieben, 11‘800 Haltestellen bedient und über 12’000 Kilometer befahren. 2‘300 Fahrzeuge sind für das Unternehmen unterwegs, jährlich absolvieren sie 117 Millionen Kilometer und transportieren 155 Millionen Fahrgäste – darunter auch ein paarmal mich :-).
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