Save: Glurns/Mals

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Obwohl Müstair die östlichste Ortschaft der Schweiz ist, hüpfe ich am nächsten Morgen auch wieder auf ein ostwärts fahrendes Postauto. Die Linie führt nämlich von hier noch weiter, über die Grenze bis nach Mals im Südtirol. Von der Destination habe ich zwar wenig Ahnung – aber wenn ich schon mal in der Region bin, will ich das Postauto-Netz ja auch bis zu dessen östlichem Ende abfahren. Und mir so vor allem die Chance geben, auf der Rückfahrt wirklich das ganze Val Müstair von hinten aufzurollen und nichts zu verpassen. Entsprechend unvorbereitet bin ich, als ich den Setra S415H besteige, der – wie quasi alle Busse im Talboden – von der Firma Terretaz aus dem fernen Zernez betrieben wird (der in der vorherigen Episode portraitierten Bus Val Müstair GmbH bleibt neben der Umbrail-Route nur eine kleine Seitenstrecke ins Bergdörfchen Lü, mehr dazu später).

Gleich hinter Müstair passieren wir die Grenze, was sich vor allem dadurch manifestiert, dass im nächsten Dorf Taufers eine Horde Schüler zusteigt, die astreines Deutsch spricht – nicht etwa Italienisch oder Rätoromanisch. Die nächste Ortschaft, die wir durchfahren, ist Glurns. Ich bin gerade dabei, mich gedanklich über dessen Namen zu mokieren, der in etwa so klingt wie die Äusserungen eines verstimmten Magens nach einem blähenden Essen – da trifft mich fast der Schlag: Voller Selbstvertrauen hält mein Chauffeur auf ein winziges Stadttor zu. Da passen wir doch nie im Leben durch!

 

Wuchtig thront das Glurnser Stadttor vor uns. Da wollen wir doch nicht etwa hindurchfahren?
Wuchtig thront das Glurnser Stadttor vor uns. Da wollen wir doch nicht etwa hindurchfahren?
Das reicht doch nie und nimmer!
Das reicht doch nie und nimmer!
Uff, es reicht doch!
Uff, es reicht doch!

 

Oh doch, wir passen hindurch – und landen mitten in der Glurnser Altstadt. Erst da merke ich, dass ich es bei Glurns mit einem wahrhaftigen Juwel zu tun habe: einem fast vollständig erhaltenen Mittelalter-Städtchen, das sogar noch immer komplett von einer Stadtmauer umgeben ist. Das müsste man sich fast genauer anschauen – doch leider ist mein Tag schon auf die Minute genau durchgeplant, zudem ist es morgens um 07:20, draussen eiskalt und nass, ich bin eh hundemüde und nichts bringt mich so schnell aus meinem schön beheizten Setra. Auf Wiedersehen Glurns, wäre schön gewesen mit dir!

 

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Wir fahren mitten durch die mittelalterliche Glurnser Innenstadt
Wir fahren mitten durch die mittelalterliche Glurnser Innenstadt

 

In Mals muss ich dann zwangsläufig aussteigen, schliesslich sind wir an der Endstation angelangt und Fahrer und Bus haben eine Stunde Pause. Mürrisch und bibbernd verlasse ich den Setra, schlurfe während der nächsten halben Stunde einmal durch die Innenstadt der historischen Marktgemeinde, und hadere mit dem Wetter – immerhin soll das hier eine der sonnenreichsten Ortschaften des Südtirols sein! Ich habe die verwinkelten Gassen der Altstadt noch fast für mich alleine, die Einwohner scheinen noch zu schlafen – immerhin sind wir ja in Italien. Nur ein besonders emsiger Bauer fährt mit seinem riesigen Traktor bereits laut knatternd durch die Strassen, um einen kleinen Anhänger mit zwei Milchbottichen zur örtlichen Milchkommune zu bringen.

Dann versuche ich noch, ein paar wortwörtlich herausragende Sehenswürdigkeiten auf den Chip zu bannen – schliesslich wurde die Gemeinde Mals früher «die Siebentürmige» genannt. Immerhin fünf der Türme stehen noch, aber mehr als drei auf einmal vermag ich nicht auf ein Foto zu zwingen.

 

Spaziergang durch downtown Mals
Spaziergang durch downtown Mals
Etwas Italianità ist hier doch noch zu sehen :)
Etwas Italianità ist hier doch noch zu sehen 🙂

 

Drei Fünftel der Malser Türme: Kirche Maria Himmelfahrt, Bergfried der Burg Fröhlichsburg, und Turm der Kirche St. Benedikt - alle aus dem 12. und 13. Jahrhundert
Drei Fünftel der Malser Türme: Kirche Maria Himmelfahrt, Bergfried der Burg Fröhlichsburg, und Turm der Kirche St. Benedikt – alle aus dem 12. und 13. Jahrhundert

 

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