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Am Bahnhof von Schiers lasse ich mich von den zahlreichen bereitstehenden Minibussen verführen, und begleite sie auf steilen und abenteuerlichen Strassen mit fantastischen Aussichten in die umliegenden Bergdörfer.
45: Schierser Kleinbus-Party und weiter nach Landquart
Fahrt-Logbuch:
Linie | Von | Nach | Bus | BJ | Halter | Zeit | KM |
212 | Schiers, Bahnhof | Stels, Mottis | Iveco Daily 50C18 | 2009 | Regie | 0:37 | 8,2 |
212 | Stels, Mottis | Schiers, Bahnhof | Iveco Daily 50C18 | 2009 | Regie | 0:35 | 8,2 |
220 | Schiers, Bahnhof | Furna, Hinterberg | Mercedes-Benz Sprinter 516CDI City 35 |
2014 | Regie | 0:28 | 10,3 |
220 | Furna, Hinterberg | Schiers, Bahnhof | Mercedes-Benz Sprinter 516CDI City 35 |
2014 | Regie | 0:26 | 10,3 |
213 | Schiers, Bahnhof | Schuders | Mercedes-Benz Sprinter 515CDI 4×4 Transfer 23 |
2010 | Regie | 0:30 | 7,6 |
211 | Schiers, Bahnhof | Fanas, Kirche | Mercedes-Benz Sprinter 516CDI City 35 |
2014 | Regie | 0:11 | 4,6 |
203 | Fanas, Kirche | Grüsch, Bahnhof | Mercedes-Benz Sprinter 515CDI 4×4 Transfer 23 |
2009 | Regie | 0:05 | 2,5 |
201 | Grüsch, Bahnhof | Seewis, Dorf | Setra S412UL | 2008 | Regie | 0:09 | 5,1 |
201 | Seewis, Dorf | Landquart, Bahnhof | Setra S412UL | 2008 | Regie | 0:19 | 9,6 |
English Summary:
While I’m lingering around the town of Schiers, I spot an impressive number of yellow minibusses parked at its station, waiting for the hourly highlight: The arrival of the regional trains from Landquart and St. Moritz. Soon after, they would swarm in all possible directions, heading to small mountain hamlets that are scattered around the interesting topography that surrounds this regional center. Virtually all these routes also include negotiating small, winding and exposed mountain roads – which perfectly fits my taste. I therefore decide to stay in Schiers a bit longer and to join those minibuses on a fair share of their routes.
The first ride takes me up more than 820 meters in altitude, to a hilltop restaurant in an idyllic setting above the village of Stels. The half-hour journey is fantastic, as it provides all the necessary ingredients for superb PostBus routes: Narrow roads, a good number of hairpin bends, breathtaking views along the way, and an idyllic destination. The same also applies to my second choice, the village of Furna which lies on the other slope of the valley and provides even better views.
My final tour then leads me up to the hamlet of Schuders. This ride is even more adventurous than the others! First, we cross the graceful Salginatobel Bridge, an architectural masterpiece erected in 1929, which has also been named one of the 50 “World Monuments” as a reward for its engineering ingenuity. Thereafter the route gets even more exciting: On a steep and narrow road that consists almost exclusively of constant hairpin bends, we climb a particularly intimidating hill in search for our destination while once more enjoying fantastic views. As we finally reach Schuders, a picturesque village of classic wooden chalets welcomes us. Man, there are definitely a lot of gorgeous routes around here!
Eventually, it’s time to head on though. A last minibus takes me up the short way to the village of Fanas, from where I catch another minibus onward to Grüsch. There, finally, a proper bus is waiting for my last ride of the day: Up to the resort town of Seewis before we leave the valley and head back to civilization: to the major city of Landquart, which can almost be considered part of the Swiss flat lands again. My arrival in Landquart therefore also marks the time to say goodbye to my mountain adventures, as I’m now turning my back on the Alps. But what a great time I had!
Nachdem mich die Postautos in der letzten Episode schon in die hübschen Hangdörfer des Prättigaus entführt und damit meine Angst vor dem Tal kuriert haben, geht’s nun im gleichen Stile weiter. Am Bahnhof Schiers wartet nämlich schon ungeduldig eine Horde energiegeladener, Bergstrassen-affiner Kleinbusse und blickt mich erwartungsfroh an. Keine Angst, immer schön der Reihe nach – ich werde mit euch allen fahren!
Die 2’600 Einwohner zählende Gemeinde Schiers versteht sich als das Zentrum des Prättigaus, und nimmt auch entsprechende Funktionen wahr: Bereits 1837 wurde hier die heutige Mittelschule des Tals gegründet, rund vierzig Jahre darauf das Prättigauer Krankenhaus, und um die Jahrhundertwende die bis heute publizierte Regionalzeitung. 1950 kam die wunderbar benannte Bäuerinnen- und Haushaltungsschule dazu (heute leider ins nichtssagende «Bildungszentrum Palottis» umgetauft), 1980 ein Pflegeheim (was zynisch betrachtet die Vermutung nahelegt, dass es durchschnittlich rund 30 Jahre dauert, bis sich die Bäuerinnen in die Pflegebedürftigkeit geschuftet haben) und erst 1985 ein Seniorenheim (da realisierte die Gemeinde wohl: Aha, die Bäuerinnen werden ja auch noch alt!).
Diese Zentrumsfunktion kommt für Schiers nicht von ungefähr: Das Dorf in der Talsohle ist nämlich umgeben von zahlreichen Fraktionen, die auch zur Gemeinde gehören: Kleinen Weilern an Hanglage, die um bäuerliche Gehöfte gewachsen sind. Und die wollen ja auch ans ÖV-Netz angebunden sein. Deshalb hat sich Schiers zu einem wahrhaftigen Kleinbusmekka entwickelt, von dem die gelben Minibusse sternförmig in alle Himmelsrichtungen und Höhenzonen ausschwärmen. Zu fünft stehen sie jeweils am Bahnhof in Reih und Glied, und warten das stündliche Highlight ab: das Kreuzen der Züge aus Landquart, Davos und St. Moritz mit entsprechenden Passagierflüssen.
Auf ihren Anzeigen prangen lauter Destinationen, deren Namen ich noch nie gehört habe: Stels, Pragg, Furna, Schuders, Pajauna, und so weiter. Und egal, welches von denen ich bei Google eingebe: die kartographierte Wegbeschreibung sieht bei jedem Ort aus wie eine Schlange, die sich halb deliriös in unzählige Knoten gewunden und an eine Bergflanke geschmissen hat, derweil StreetView mit beeindruckenden Impressionen schmaler ausgesetzter Strässchen nur so um sich wirft. Für mich steht fest: Bevor ich in Richtung Landquart weiterziehe, will ich bei dieser Bergstrassen-Party auch mitmachen!
Linie 212: Stels
Und so plane ich kurzerhand etwas Zeit ein, um mir die eine oder andere Extra-Fahrt ab Schiers zu genehmigen. Die erste führt in die hoch gelegene Fraktion Stels, deren Hauptattraktion offenbar zwei auf 1’470 Metern Höhe gelegene Seminarhotels sind (Schiers selber liegt auf 650 Metern, man rechne und staune!). Im Büsschen – einem Iveco Daily 50C18 – sind nur ein paar ältere Damen anwesend, es riecht nach Kaffekränzchen. Auch der Fahrer gibt den Animateur: “So mini Dame, guet feschthebe, jetzt fahremer z’Berg”. Klingt ja vielversprechend!
Vielversprechend ist nur der Vorname! Bereits kurz nach Verlassen des Bahnhofs Schiers pflügt sich der Iveco-Kleinbus durch die engsten Gässchen, die sich um den Dorfkern finden lassen, um dann nach Passieren der höhergelegenen Quartiere die Talflanke in Angriff zu nehmen. Sofort wird klar, weshalb hier kein grösseres Gefährt zum Einsatz kommt: Die Strasse ist eine der schmalsten bisher, einspurig, ohne irgendwelchen Platz für Ausweichmanöver. Zudem ist sie auch noch ausgesetzt, führt mal dem Waldrand entlang, mal dem Hügelzug, dann wieder über idyllische Weiden. Ein richtiges Fahrt-Abenteuer! Und je höher wir kommen, desto genialer wird auch die Aussicht.
So sehenswert sieht die Fahrt übrigens aus der Vogelperspektive aus – meine Drohne leistete mir einmal mehr gute Dienste 🙂
Wir passieren erst die Walsersiedlung Stels, und fahren dann noch etwas weiter den Stelserberg empor. Nach 35 Minuten pursten Fahrspasses ist das Ziel erreicht, das inmitten von ein paar Alpen gelegene Berggasthaus Mottis. Natürlich hat das genau heute geschlossen – was sehr wohl die nun etwas desillusioniert herumeiernden alten Damen betrifft, mich aber kaum: Ich habe alle Hände voll zu tun, über die Weiden zu streifen und das herzige Postauto während des halbstündigen Aufenthaltes aus allen Blickwinkeln abzulichten. Sehr zum Missfallen sämtlicher anwesender Rindviecher, welche ihre geliebten Weidegebiete mit lauten Muh-Konzerten gegen den wild knipsenden zweibeinigen Eindringling aus dem Unterland verteidigen!
Linie 220: Furna
Als zweites Schierser Abenteuer wähle ich die Strecke nach Furna. Die führt nach einem kurzen Abschnitt auf der Hauptstrasse in zwölf eng aufeinander folgenden Serpentinen der Berg hinauf. Oben wartet dann eine fantastische Aussicht über fast das ganze Prättigau, im Hintergrund thronen wie als Abschiedsgruss nochmals die schneebedeckten Gipfel des Flüelapass-Gebiets: Piz Linard, Verstanclahorn, Piz Buin.
Mit im Bus ist wieder einmal eine Schulklasse, der Unterricht ist für heute beendet und die Schüler entsprechend gut gelaunt. Offenbar war der Gesangsunterricht die letzte Lektion, denn alle sind sie in Singstimmung. Und so geben sie – wild durcheinander natürlich, und keine Chance zur totalen Disharmonie auslassend – diverse Hits von den Beatles und Michael Jackson zum Besten, während mein Fahrer seinen Bus die Kurven hochprügelt.
Hochprügeln trifft’s eigentlich ganz gut: Der zum Einsatz kommende Mercedes-Benz Sprinter 516CDI City 35 ist zwar topmodern (Jg. 2014), besticht mit Automatikgetriebe, Klimaanlage, riesigen Panoramafenstern, Niederflur-Einstieg, einer einladend grossen Doppeltür und allem anderen erdenklichen Klimbim. Doch irgendwie hat der deutsche Stadtflitzer mit der steilen Bergstrasse nach Furna, die auf einer Distanz von nur 5 Kilometern beachtliche 600 Höhenmeter erklimmt, so seine liebe Mühe. Im ersten und zweiten Gang ziehe er einfach nicht recht, flucht der Chauffeur, und verwirft mehrmals verzweifelt die Hände. So schleichen wir im Schneckentempo den Berg hoch, während uns der Fahrplan in grossen Schritten davongaloppiert. Aber egal, hier oben hat man ja Zeit: Furna war schliesslich auch eine der allerletzten Gemeinden der Schweiz, die elektrifiziert wurde: Im Jahr 1968 war das. Und so habe ich immerhin mehr Zeit, um die Aussicht zu geniessen.
Linie 213: Schuders
Trotz alledem, ich finde rechtzeitig zurück an den Bahnhof Schiers, für die vielleicht waghalsigste Strecke im hiesigen Angebot: Route 213 nach Schuders. Zum Einsatz kommt hier ein Sprinter 515CDI 4×4 Transfer 23 aus dem Jahr 2010 – im Gegensatz zum 5 Tonnen schweren Edelkoloss der Furna-Strecke ist das 3,5t-Allrad-Leichtgewicht eine echte Berggeiss. Und das muss es auch sein, denn die Strecke nach Schuders hat’s echt in sich!
Sie beginnt noch recht lieblich: Wir fahren auf einer gut ausgebauten Strasse den nordöstlichen Hang des Prättigaus empor, und geniessen den Blick auf die sonnengegerbten, dunklen Holzhäuschen der eigenartig benamsten Schierser Fraktionen Maria Montagna und Pusserein.
Schon kommt das erste Highlight in Sicht: Die elegante, 132 Meter lange Salginatobelbrücke, welche der ETH-Ingenieur Robert Maillart im Jahr 1929 entwarf. Seine Konstruktion einer Bogenbrücke aus Stahlbeton war derart richtungsweisend, dass das Werk aus diesem kleinen Bündner Seitental noch heute an technischen Hochschulen in aller Welt als Lehrobjekt für einen gleichermassen wirtschaftlichen und architektonisch ansprechenden Brückenbau gezeigt wird.
So verwundert es wenig, dass die renommierte American Society of Civil Engineers die Brücke 1991 auszeichnete, und sie wegen ihrer zentralen Bedeutung für das Ingenieurswesen in den Status eines «World Monument» erhob. Damit steht sie auf einer Stufe mit knapp 50 anderen herausragenden Bauten wie dem Eiffelturm, der Freiheitsstatue oder dem Panamakanal.
Wie gross die Strahlkraft dieses Titels tatsächlich ist, kann ich allerdings nicht beurteilen: Googelt man nämlich nach «World Monument» oder «Weltmonument», gelangt man immer nur auf die Bündner Touristikseiten, welche die Brücke mit ebendiesem Titel bewerben – die anderen 47 Monumente weltweit, welche die Auszeichnung erhalten haben, scheinen diese nicht für übermässig erwähnenswert zu halten. So oder so, sehenswert ist die Brücke tatsächlich, und immerhin bin ich nun im Postauto über ein Weltmonument gefahren, während ich in 90 Metern Höhe den Talgrund überquert habe. Juhui.
Wirklich spektakulär wird die Fahrt aber erst noch, denn jetzt steht das Kernstück bevor. Die steile und ausgesetzte, in die felsige Bergflanke gehauene Zickzack-Strasse hoch nach Schuders. Die Hangneigung beträgt 30 bis 45 Grad, entsprechende Kunstgriffe waren beim Bau der Strasse nötig. Bereits wenn man sie aus der Ferne sieht, wird einem beinahe schwindlig – und wenn man sie befährt, ergeht’s einem nicht viel anders.
Steil nach oben steigend erklimmt man Höhenmeter um Höhenmeter, derweil die 19 Haarnadeln dem kleinen Bus alle paar Meter eine 180-Grad-Drehung aufzwingen. Diese rhythmische Kraxelei könnte fast schon als Tanzform bezeichnet werden – und eine mit formidabler Aussicht notabene. Diese Fahrt ist echt der Wahnsinn!
Der Fakt, dass man sich dabei auf einem der aktivsten Hangrutsch-Gebiete der Schweiz befindet, die Strasse mit beängstigender Regelmässigkeit verschüttet wird, selbst ein paar Meter abrutscht, oder als Vorsichtsmassnahme alle paar Jahrzehnte gleich wieder eine ganz neue Streckenführung bekommt, sorgt derweil für einen Schuss Nervenkitzel. Alles in allem ein gefährlich schönes Spiel mit dem Feuer!
Am Ende aber, wenn das 400 Meter über dem Talboden gelegene Schuders erreicht ist, wird man für Angstschweiss und Adrenalinschübe belohnt. Einem idyllischen Adlernest gleich sitzen seine dunklen Holzhäuschen an der saftig grünen Talflanke, derweil im Hintergrund die imposanten Kalksteinfelsen der Drusenfluh als markanter Kontrast über der lieblichen Landschaft thronen. Ein schaurig schöner Flecken Erde dieses Schuders, und ein weiteres Juwel in der Krone der einzigartigen Postauto-Strecken!
Nachdem ich auch dieses Abenteuer beendet habe, finde ich mich zum x-ten Mal am Bahnhof Schiers wieder. Nun aber ist Abschied angesagt, ich kann ja nicht tagelang nur die Hänge rauf- und runterbrausen, auch wenn es immensen Spass bereitet! Es geht nun mit dem eigentlichen Routenverlauf weiter, aber auf die Kleinbusse verzichten muss ich deshalb trotzdem nicht. Der gleiche Minibus, der mich schon nach Furna brachte, zeigt mir nun auch noch die Strecke nach Fanas.
Dieses Dörfchen liegt gleich oberhalb von Schiers auf einer Sonnenterrasse. Zwar führt auch auf der Route hier hoch kein Weg an ein paar Haarnadeln vorbei, doch die Höhendifferenz beträgt nur 250 Meter. Offenbar liegt das gerade noch im Toleranzbereich des in Furna arg gebeutelten Mercedes-Cityflitzers, jedenfalls geht ihm die Puste diesmal nicht aus, und die Fahrt dauert genau die fahrplanmässigen elf Minuten.
Für ein so kleines Dorf – hier leben rund 400 Einwohner – kann Fanas auf ein reiches Potpurri an historischen Namen zurückschauen: Von Faenane über Fenatis und Vanaus bis Affenans wird alles geboten. Ausser dauernden Namenswechseln ist hier aber nicht viel los; einzig eine kleine Seilbahn beschert der ansonsten bäuerlich geprägten Gemeinde ein paar vorbeischauende Gleitschirmflieger und Schneeschuhwanderer.
Die Seilbahn erspare ich mir, denn auch schon aus dem Dorfzentrum sehe ich, was ich eigentlich gar nicht sehen will: Die Klus, den imposanten schluchtartigen Einschnitt des Prättigaus kurz vor Landquart, welcher mich schon sehr bald wie ein markant geformtes Ausgangstor zurück ins Schweizer Flachland entlassen wird. So steht die von weither sichtbare Felsformation wie ein Mahnmal in meinem Sichtfeld und erinnert mich stets daran, dass dann auch das Kapitel meiner geliebten Alpen-Fahrten zu Ende sein wird. Heul!
Fanas ist insofern speziell, als es nicht nur von Schierser Bussen angesteuert wird, sondern auch von solchen aus dem nächsten Ort im Tal: Grüsch. Kurs 203 bewältigt regelmässig die läppischen 2,5 Kilometer, knapp 5 Minuten braucht er dafür. Entsprechend pünktlich trifft er am Dorfrand von Fanas ein, wo ich ihm für ein Foto abgepasst habe, hält kurz im Zentrum, und kommt mich dann aufgabeln. Wieder ist eine Schulklasse an Bord, diesmal bleibt leider nur noch ein Gangplatz für mich übrig, und deshalb gibt’s auch keine Fotos der kurzen Strecke. Aber zwei- oder dreimal blinzeln, und schon sind wir eh am Bahnhof Grüsch angelangt.
In Grüsch wartet dann, nach etlichen Minibussen in Serie, wieder Grossgerät auf mich – ob ich darüber jetzt glücklich sein soll oder nicht, lasse ich mal unbeantwortet. Ein stattlicher Setra 412UL ist aus Landquart angereist. Seine Route führt nun in den erhöht gelgenen Ferienort Seewis, dann zurück nach Grüsch, und schliesslich heim nach Landquart. Doch da ich eh schon hier bin, kann ich auch gleich die gesamte Tour mitmachen, statt erst auf dem Rückweg in Grüsch zuzusteigen. Ich muss dabei nur aufpassen, mit meiner Knipserei oder an-Bord-Bleiberei ja nicht den Fahrer zu verärgern, denn seine Laune ist schon unterirdisch genug. Jedes vorausfahrende oder kreuzende Auto, das seinem straffen Zeitplan in die Quere zu kommen wagt oder sich anderweitig nicht genau so verhält, wie sich der gelb-behemdete Maestro das erhofft, wird gnadenlos mit gut hörbar gezischten Schimpftiraden zusammengestaucht. So findet also die bisher erlebte Idylle der Bergregionen ihr jähes Ende, und ich bin ganz offensichtlich wieder im gehetzten Alltagsstress der Flachlandschweiz angelangt.
Ich versuche, mich davon nicht beirren zu lassen, und die letzte Bergfahrt zu geniessen. Ein letztes Mal für heute schrauben wir uns auf engen Haarnadeln in die Höhe, und erreichen bald das Zentrum der Gemeinde Seewis. Das 1865 eröffnete Kurhaus und acht Hotels machen Seewis zu einem beliebten Ziel für Touristen – nicht etwa als Mekka des Wintersports, sondern als Luftkurort.
Kaum auf knapp 1’000 Metern oben angelangt, machen wir auch schon wieder Kehrt, und steigen auf dem gleichen Weg zurück ins Prättigau hinab. In Grüsch wieder in der Talsohle angekommen, biegen wir schliesslich für die letzten paar Kilometer noch auf die verhasste Kantonsstrasse ab, während wir aus dem Tal hinaus Landquart und der untergehenden Sonne entgegenfahren. Momoll, ich habe die Hauptstrasse wirklich erfolgreich zu umgehen gewusst *mirselberaufdieschulternklopf* – und dank den Postautos dabei unzählige fabelhafte Facetten des Prättigaus kennenlernen dürfen. Ade merci und definitiv auf Wiedersehen!
2 Responses
Putzi
Über die super guten Kommentare vom Prättigau habe ich mich sehr gefreut. Ich kenne die Gegend gut und bin begeistert von den tollen Fotos.
Ebenfalls sehr gut recherchiert!
Die ganze Tour überaus gelungen gemacht. Chapeau
Tis
Merci vielmal, das ist sehr nett! Ja, ich bin vom Prättigau auch nachhaltig begeistert und mittlerweile schon für einen längeren Aufenthalt zurückgekehrt 🙂